Eine Geschichte Russlands :

Inhaltsangabe: Im Westen ist man sich weitgehend einig: Wladimir Putin ist ein kleptokratischer, das russische Volk unterdrückender Diktator, der von großrussischen Ideen getrieben, die Ukraine annektieren will. Die russische Gegenwart sei immer noch in ihrer Vergangenheit gefangen, sagt einer der renommiertesten...

Ausführliche Beschreibung

1. Verfasser: Figes, Orlando (-)
Weitere Verfasser: Juraschitz, Norbert (-)
Medientyp: Sachbuch
Veröffentlicht: Stuttgart Klett-Cotta 2022
Ausgabe: 1. Aufl
Systematik: W930 (Geschichte)
Bücherei: Gladbeck
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100 1 |a Figes, Orlando 
245 0 |a Eine Geschichte Russlands 
250 |a 1. Aufl. 
260 |a Stuttgart 
260 |b Klett-Cotta  |c 2022 
300 |a 447 S., 16 ungez. S. : Ill., Kt., teilw. s/w  |c 22 cm 
520 8 |a Im Westen ist man sich weitgehend einig: Wladimir Putin ist ein kleptokratischer, das russische Volk unterdrückender Diktator, der von großrussischen Ideen getrieben, die Ukraine annektieren will. Die russische Gegenwart sei immer noch in ihrer Vergangenheit gefangen, sagt einer der renommiertesten Russland-Historiker der Welt, Orlando Figes, sein jüngstes Buch erscheint am 19. November im Klett-Cotta Verlag auf Deutsch. 
520 8 |a Seine "Geschichte Russlands" hat eine gewaltige Grundthese: Russland wird viel mehr als andere Staaten der Welt von Ideen aus ferner Vergangenheit zusammengehalten und zugleich von Geschichten, die ständig umgeschrieben werden. Anders als in Westeuropa habe sich hier kaum eine bürgerliche Zivilgesellschaft herausbilden können. Im Grunde träumten die meisten Bürger noch heute vom gütigen, göttlichen Zaren. 
520 8 |a Großfürst Wladimir 
520 8 |a Zwei Jahre nach der Annexion der Krim wurde vor dem Kreml eine gigantische Statue vom Großfürsten Wladimir eingeweiht. Wladimir war vor über 1000 Jahren Herrscher über die Kiewer Rus. Die Moskauer Statue war die jüngste von vielen Bronze-Wladimirs, die überall im riesigen Land errichtet wurden. Hauptredner: selbst ein Wladimir – der mehr als nur eine Namensverwandtschaft sieht. Der Großfürst – so sagt Putin hier – hat die Ländereien Russlands gesammelt, verteidigt und einen starken Staat für eine große Familie aufgebaut. 
520 8 |a Statue vom Großfürsten Wladimir in Moskau 
520 8 |a Statue vom Großfürsten Wladimir in Moskau | Bild: MDR/ttt 
520 8 |a "Man könnte das beinahe als eine frühe Kriegserklärung 2016 sehen", sagt Historiker Orlando Figes. "Für Putin kann die Ukraine als Staat gar nicht existieren, weil sie ja die Ur-Wurzel Russlands ist. Und Großfürst Wladimir steht dafür als Symbol, weil er die Rus zum Christentum bekehrte. Somit ist er nicht nur der Gründer des russischen Staates, sondern auch der Begründer der russisch-orthodoxen Zivilisation." 
520 8 |a Zur großen Familie, so Putin, gehörten Russland, Weißrussland und die Ukraine. Ein Volk, eine Nation, gleiche christliche Grundsätze, gleiche Kultur – gleiche Sprache. "Das wurde von den Ukrainern natürlich heftig bestritten", erklärt Orlando Figes. "Sie haben ihre eigene Statue vom Großfürsten Wladimir – nur bei ihnen war Wolodimir der Gründer eines europäischen Staates Kiew, der nach Europa schaute, weil er zum Christentum konvertiert war." 
520 8 |a Geschichte als politisches Werkzeug 
520 8 |a Ein Großfürst und zwei völlig gegensätzliche historische Aneignungen – das zeigt eigentlich den Kern des aktuellen Krieges, meint der Historiker Orlando Figes. Es geht um Mythen, Macht, um Geschichte als politisches Werkzeug. In einem alten sowjetischen Witz heißt es: Die Zukunft Russlands ist klar, nur die Vergangenheit ist unberechenbar. 
520 8 |a Für Putin, der sich selbst als großen Historiker sieht, ist Russland immer wieder bedroht – und befreit worden. Und nun würde er – Putin – sein Land wieder retten. "Der Sieg – der Sieg ist unser!", sagt er in einer Rede am 30. September 2022. "Das ist im Wesentlichen die russische Story: Sie führen niemals Angriffskriege, sondern verteidigen sich nur – besonders gegen den Westen, der Ukrainische Nationalisten und Kosacken immer wieder aufstachelt – wie die Polen und Schweden Anfang des 17. Jahrhunderts", erklärt Figes, Autor des Buches "Eine Geschichte Russlands". 
520 8 |a Historiker Orlando Figes 
520 8 |a Historiker Orlando Figes | Bild: MDR/ttt 
520 8 |a Der brillante Russland-Historiker Orlando Figes war erstaunt, wie kenntnislos man die russische Politik zu analysieren pflegt. Ohne das Verhältnis von Putins Herrschaft zu den Mustern der russischen Geschichte könne man ihn kaum verstehen. Also schrieb Figes höchst spannend die mehr als 1000-jährige Geschichte Russlands auf: "Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft schrieb Orwell in seinem Roman '1984'. Das trifft auf kein Land mehr zu, als auf Russland – Geschichte hatte in Russland einem politischen Zweck zu dienen. Immer." 
520 8 |a Ivan der Schreckliche als Vorbild 
520 8 |a Eine der Wichtigsten historischen Figuren ist Ivan der Schreckliche, der sich 1546 selbst zum Zaren krönte. Sergej Eisenstein inszenierte ihn 1944 als begnadeten und entschlossenen Volksführer, der die Einheit seines Landes mit fester Hand durchzusetzen weiß. 
520 8 |a Stalin war von dem Werk begeistert, erklärt Figes. "Stalin liebte den ersten Teil, weil er einen großen Staatsmann zeigte, der wusste, wie man mit den Bojaren umgeht, ihnen die Köpfe abschnitt und wusste wie man die Grenzen im Westen erweitert, wie man mit den Mongolen umgeht, sie rauswirft und ein Reich in Asien aufbaut." 
520 8 |a Im zweiten Teil lässt Eisenstein Ivan seine Grausamkeit bereuen und hofft, dass Stalin, der viel mehr Menschen auf dem Gewissen hatte, angeregt werden könnte, es ihm gleich zu tun. "Stalin ging das natürlich gegen den Strich", sagt Figes. "Er erklärte Eisenstein, dass er kein Problem mit der Grausamkeit habe, er müsse vielmehr erklären, warum sie notwendig sei. Ivan war einfach nicht grausam genug." 
520 8 |a Unfehlbare "Führerfigur" 
520 8 |a Auch in zahllosen weiteren Geschichten erzählt Figes fesselnd und pointiert wie sich die zentralistische "Führerfigur", als absolut, unfehlbar, von Gott gesandt durch die gesamte russische Geschichte zieht. „Das ist das Konzept dieser Alleinherrscher-Macht, die sich quer durch die russische Geschichte bis heute zu Putin zieht“, sagt Figes. "Putins Verhältnis zu den Oligarchen ist genauso wie bei Ivan und den Bojaren: Ihr bekommt Land und Reichtum, wenn ihr mir zu Diensten seid. Aber wenn ihr mich ärgert, marschiert ihr sofort ins Lager oder ich bring euch um. Der Besitz von Russland und die Staatsmacht des Zaren sind quer durch die Geschichte immer im Körper des Zaren vereint." 
520 8 |a Zehn Minuten lang lief Putin bei seinem dritten Amtsantritt durch den Kreml und ließ sich huldigen als direkter Nachfolger einer fast 500-jährigen von Moskau alles lenkenden Autokratie. Er zeigt sich stark, entschlossen – und richtet das Land immer autoritärer nach Osten aus, wie viele Zaren zuvor. Für die russische Zivilgesellschaft ist das ein großes Unglück. 
520 8 |a "Die Wirtschaft wird schwer leiden, es wird noch autoritärer werden und ich sehe im Moment auch keine Alternative", meint Historiker Figes. "Der Widerstand gegen Putin im Land ist schwach, aber – und es ist nur ein 'Aber' – als Historiker der russischen Revolution weiß ich, dass Revolutionen sehr schnell kommen können." 
520 8 |a Autor: Dennis Wagner 
650 |a Russland 
650 |a Geschichte 
650 |a Auswirkung 
650 |a Aktualität 
700 1 |a Juraschitz, Norbert 
730 0 |a The story of Russia